Der Ausdruck Niedrigsteuerland findet sich oft im Zusammenhang mit Fällen der Steuerflucht. Jedoch ist ein derartiges Land nicht immer mit einer Steueroase identisch. Es geht dabei um Staaten, in welchen die Steuerquote deutlich unter dem Durchschnitt der Quoten anderer Staaten liegt. In einem sogenannten Hochsteuerland liegt die Steuerquote wiederum wesentlich über dem Durchschnitt anderer Nationen.
Definition
Es ist jedoch nicht so einfach, ein Niedrigsteuerland zu definieren. Deutschland gilt als eine Nation in der Mittellage, was die Steuerbelastung betrifft. Als Kennzahlen lassen sich die nominalen oder realen Steuersätze, die Steuer- oder Abgabenquoten oder auch steuerliche Entlastungen wie Abschreibungen und Verlustverrechnung heranziehen. Eine weitere Vergleichsoption sind direkte Zuwendungen des Staates, wie Subventionen und Steuersubventionen an Betriebe) oder Kindergeld und Zulagen an die Steuerpflichtigen. Daher kann es aus unterschiedlichen Blickwinkeln eine unterschiedliche Beurteilung des jeweiligen staatlichen Steuersystems geben.
Als Faustregel gilt jedoch, dass in einem Niedrigsteuerland die gesamte Steuerlast oder auch nur jene der Einkommensteuer einschließlich Freibeträge um mehr als ein Drittel geringer ist als hier in Deutschland.
Vorteile für Unternehmen
Ein Niedriglohnland bietet natürlich viele Vorteile hinsichtlich der Standortwahl für Unternehmensgründungen, auch wenn es sich nicht zugleich um ein Niedriglohnland handelt. Das internationale Steuergefälle und weitere politische Maßnahmen nutzen all jene, welche aus unterschiedlichen Steuersystemen den besten Wirtschaftsstandort wählen können.
Steueroase und Steuerparadiese
Eine sogenannte Steueroase lässt sich recht einfach von einem Niedrigsteuerland unterscheiden. Denn derartige Staaten haben sich als Staatsziel niedrige Steuern und besondere Steuervergünstigungen speziell für Investoren aus dem Ausland gesetzt. Dies soll die Nation zu einem attraktiven Standort für ausländische Wirtschaftsprojekte und Firmenansiedlungen machen. Staaten ohne jegliche Einkommensteuer oder Körperschaftsteuer beziehungsweise geringer Ertragssteuerbelastung nennt man Steuerparadiese. In diese Kategorie fallen Inselstaaten wie Bahamas oder Bermuda.
In einem Niedrigsteuerland dagegen herrscht generell die Politik niedriger Steuern, nicht nur für Investoren aus dem Ausland, sondern für alle Bürger. Das Ziel dabei ist, die Steuerpflichtigen möglichst wenig zu belasten und so Steuerhinterziehung und Steuerflucht zu verhindern. Überdies kann es in diesen Staaten zusätzliche Anreize für Investoren durch Steuervergünstigungen, Personenfreizügigkeit und Niederlassungsfreiheit geben.
Internationale Steueroasen
Einige Nationen haben sich einen Ruf als Länder mit speziellen Steuervergünstigungen erworben. Bekannt sind beispielsweise Panama und Liberia als Steuerparadiese für bestimmte Industriezweige.
Bei Niedrigsteuerländern rangieren an der Spitze Gibraltar und Mexiko, wo die Ertragssteuersätze weit unter den vergleichbaren Sätzen der Nachbarstaaten beziehungsweise im internationalen Durchschnitt liegen. Auch Chile, Irland, Türkei, die Schweiz und auch die USA haben im Vergleich sehr niedrige Steuersätze.
Hinsichtlich Einkommensteuer sind die wahren Steueroasen Bahamas, Bermuda und Cayman Islands mit Null Prozent. Im Vergleich mit Deutschland weisen Bulgarien, Russland, Tschechische Republik, Rumänien, Isle of Man, Slowakei, Guernsey, Jersey, Singapur, Estland, Litauen und Lettland wesentlich geringere Steuersätze auf.
Steuervermeidung
In der Wirtschaftstheorie gab es schon immer den Grundsatz, dass eine zu starken Besteuerung der Vermögenden diese in der Folge in die Steuerflucht treibt. Die progressive Besteuerung hat oft zur Folge, dass sie ab einer bestimmten Schwelle den Leistungswillen der Steuerzahler beeinträchtigt und zur Steuerhinterziehung oder Steuerflucht motivieren kann. Menschen mit besonders hohen Einkommen sind meist auch sehr mobil und verlegen Wohnsitze in ein steuergünstigeres Ausland. Auch multinationale Unternehmen nutzen gerne das internationale Steuergefälle. Sie profitieren beispielsweise in einem Hochsteuerland von Vorleistungen oder Vorleistungsgütern zu Verrechnungspreisen an eine Schwestergesellschaft im Niedrigsteuerland. So lässt sich als Steuervermeidungsstrategie der Gewinn im Niedrigsteuerland höher darstellen und im Hochsteuerland minimieren.
Gegenmaßnahmen
Als Gegenmaßnahme zur Abwanderung in Niedrigsteuerländer ist das deutsche Außensteuergesetz zu sehen. Diese Anwendung der Sonderbesteuerung tritt in Kraft, wenn jemand aus Deutschland in ein Land mit niedrigerer Besteuerung zieht. Diese Person unterliegt den Vorschriften des Außensteuerrechts laut Außensteuergesetz, wenn die Steuerbelastung für ein steuerpflichtiges Jahreseinkommen um mehr als ein Drittel niedriger als in Deutschland oder wenn erhebliche Vorzugsbesteuerung vorliegt. Der Grenzsteuersatz, dessen Unterschreiten ein Niedrigsteuerland anzeigt, liegt bei einer Einkommensteuerbelastung von etwa 22 Prozent.