Deutsche Großbanken

Deutsche Großbanken

Eine Großbank zeichnet sich dadurch aus, dass die Betriebsgröße ein Großunternehmen darstellt und die Bilanzsumme oder das Geschäftsvolumen andere Kreditinstitute weit übertrifft. Großbanken zählen traditionellerweise zur Gruppe der Privatbanken, welche sich von anderen Instituten wie Sparkassen, Genossenschaftsbanken und Notenbanken unterscheiden. Deutsche Großbanken entstanden zwischen 1900 und 1930 vorwiegend durch Übernahme von Dutzenden kleineren und mittleren Regionalbanken. Grenzüberschreitende Fusionen in Europa entstanden vorwiegend im Laufe der Einführung und Vereinheitlichung der Eurozone.

Deutscher Bankenmarkt

Der deutsche Bankenmarkt setzt sich traditionellerweise aus verschiedenen Rechtsformen zusammen. Es ist ein Drei-Säulen-Modell, zusammengesetzt aus öffentlich-rechtlichen Banken, genossenschaftlichen Instituten und privaten Banken. Der Unterschied liegt in der Eignerschaft: Bei öffentlichen Banken können Bund und Länder als Gesellschafter auftreten (Landesbanken, Förderbanken), bei Sparkassen die Gemeinden und Genossenschaftsbanken die Mitglieder von Genossenschaften. Deutsche Privatbanken lassen sich wiederum einteilen in Großbanken, Regionalbanken, von Privatbankiers geführte Privatbanken und Auslandsbanken.

Großbanken sind meist Aktiengesellschaften und haben ein überregionales, deutschlandweites Geschäftsgebiet. Beispiele für deutsche Großbanken sind die Deutsche Bank, die Deutsche Postbank, die Commerzbank, die UniCredit Bank und die Bayerische Hypo- und Vereinsbank. Drei dieser Banken haben ihre eigenen Gironetze als Bankleitzahlen. Standort der meisten dieser Banken ist die Finanzmetropole Frankfurt am Main, die Commerzbank hat jedoch seit 1958 ihren Sitz in Düsseldorf. Zu den Großbanken lassen sich auch einige der deutschen Landesbanken zählen.

Kennzeichen und Organisation

Die allgemeinen Kennzeichen von Großbanken sind:

  • Rechtsform der Aktiengesellschaft
  • massives Geschäftsvolumen und großer Marktanteil
  • umfangreiches nationales und internationales Filialnetz
  • Funktion als Universalbank

Großbanken sind laut Betriebswirtschaftslehre mit den Großunternehmen direkt vergleichbar. Gegenüber kleinen und mittleren Unternehmen gibt es einige Besonderheiten, wie etwa bei Organisation, Kostensenkungen durch das Gesetz der Massenproduktion und durch Skaleneffekte. Das bedeutet, dass große Betriebe generell kostengünstiger produzieren können. Durch Massenproduktion senken sich die Fixkosten und eine Erhöhung der Kapazitätsauslastung bringt zusätzliche Kostensenkungen. Überdies haben große Unternehmen mehr Marktmacht und Preisführerschaft durch ihre größeren Marktanteile.

Deutsche Großbanken ergaben sich durch Konzentration und Rationalisierung der Bankwirtschaft und haben eine besondere Geschäftsgebarung. Generell kommt bei Großbanken die Fixkostendegression am meisten durch den Girokontenanteil zustande. Je mehr Bankkunden, desto geringer ist im bargeldlosen Zahlungsverkehr der Liquiditätsabfluss (interne Verrechnung). Weitere Kostensenkungen ergeben sich durch ein flächendeckendes, überregionales Zweigstellennetz.

Eine weitere wichtige Funktion der deutschen Großbanken betrifft die Bürgschaften. Viele Zahlungsbedingungen sehen als Sicherheit die Bürgschaft einer deutschen Großbank, Sparkasse oder Kreditversicherung vor, um ausschließlich solvente Kreditinstitute zuzulassen.

Digitalisierung

Die Digitalisierung des Bankgeschäfts hat auch Veränderungen für die Großbanken gebracht. Bisher ist Deutschland noch eine Nation der vorwiegend Barzahler. Den Kunden ist der Service in den Filialen wichtig und das Netz der Geldautomaten. Doch diese Infrastruktur ist gegenüber der digitalen Konkurrenz teuer und im Rückgang. Angesichts sinkender Einnahmen kommt es zur Verminderung von Stellen und Niederlassungen. Viele Finanzprodukte für Endverbraucher gibt es auch von den deutschen Banken nur noch Online.

10 wichtige deutsche Großbanken

Die zehn größten und daher wichtigsten Banken in Deutschland im Jahre 2020, anhand der veröffentlichten Bilanzsummen:

  1. Deutsche Bank bleibt die größte Bank in der Bundesrepublik mit einer Bilanzsumme in Höhe von 1,35 Billionen Euro
  2. Deutsche Zentral-Genossenschaftsbank (DZ Bank) mit einer Bilanzsumme von 519 Mrd. Euro
  3. KfW Bankengruppe (Kreditanstalt für Wiederaufbau) verzeichnete 2018 eine Bilanzsumme von 486 Mrd. Euro
  4. Commerzbank (CoBa) mit einer Bilanzsumme von 462 Mrd. Euro
  5. UniCredit Bank AG (vormals Bayerische Hypo- und Vereinsbank), 2018 betrug die Bilanzsumme 287 Mrd. Euro
  6. Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) mit 241 Mrd. Euro Bilanzsumme
  7. Bayern LB mit einer Bilanzsumme von 220 Mrd. Euro
  8. ING Deutschland oder ING-DiBa Direktbank mit einer 2020 Bilanzsumme bei 171 Mrd. Euro
  9. Landesbank Hessen-Thüringen Girozentrale (Helaba), die Bilanzsumme 2018 betrug bei 163 Mrd. Euro
  10. Norddeutsche Landesbank (Nord LB) mit einer kolportierten Bilanzsumme von 154 Mrd. Euro