Der Leitzins

Der Leitzins

Unter dem Leitzins versteht man den von einer Zentralbank festgelegten Zinssatz für Geschäfte mit anderen Kreditinstituten. Leitzinsen dienen zur Steuerung der Geldpolitik, denn sie stellen die Preise für Geldaufnahme und Geldanlage dar, welche Geschäftsbanken der Zentralbank entrichten müssen. Dies wirkt sich ebenfalls auf die Preisentwicklung, auf den Geldmarkt und somit auf die gesamte Volkswirtschaft aus. In der EU obliegt die Entscheidung über den Leitzins dem zuständigen Organ der Europäischen Zentralbank (EZB), dem EZB-Rat.

Leitzinsraten 2021

Die Leitzinspolitik stellt das wichtigste finanzpolitische Instrument jeder Zentralbank in jedem Staat oder einer Staatenverbindung dar. Allerdings lässt sich in letzten Jahren eine zunehmende Entkopplung zwischen Leitzins und den tatsächlich erhobenen Soll- und Habenzinsen der Geschäftsbanken beobachten.

Der Europäische Leitzins der EZB (Europäischen Zentralbank) liegt 2021 bei 0,00 Prozent, der amerikanische Leitzins der FED bei 0,25 und der britische Leitzins BoE bei 0,1 Prozent. Im Vergleich dazu hat sich der japanische Leitzins BoJ in die Negativzonemit -0,1 Prozent entwickelt. Ein negativer Leitzins bedeutet, dass Banken Geld für eine Geldanlage bei der Zentralbank bezahlen.

Leitzinsarten der EZB

Die Europäische Zentralbank legt drei verschiedene Leitzinssätze fest

  • für das Hauptrefinanzierungsgeschäft: Zinsen auf Zentralbankgeld für Geschäftsbanken gegen notenbankfähige Sicherheiten ab einer Woche Laufzeit (Wochentender)
  • für die Spitzenrefinanzierungsfazilität: Geld kurzfristig (über Nacht) für Banken gegen notenbankfähige Sicherheiten, zugleich die obere Zinsgrenze für das Tagesgeld
  • für die Einlagefazilität: für überschüssiges Zentralbankguthaben der Banken bis zum nächsten Geschäftstag im Eurosystem, zugleich die Untergrenze des Zinses für das Tagesgeld am Geldmarkt

Funktionen des Leitzinses

International betrachtet, hat jede nationale Zentralbank ihre eigenen Leitzinsmechanismen entwickelt. Jedoch gibt es grundlegende Funktionen für den Leitzins.

Geldpolitische Steuerung

Ist die Inflationsrate in einem Währungsraum niedrig, droht die Gefahr einer Deflation. Darum senkt die Zentralbank den Leitzins und macht es den Banken das Geldleihen günstiger (Niedrigzinspolitik). Dieses günstige Geld geben die Banken wiederum als kostengünstige Kredite an Unternehmen weiter. Ist umgekehrt die Inflationsrate zu hoch, erhöht die Zentralbank den Leitzins, um den Geldfluss zu stoppen (Hochzinspolitik). Die Europäische Zentralbank kann durch die Veränderung der Leitzinsen Signalwirkung auf die Volkswirtschaften der Mitgliedsstaaten ausüben.

Währungspolitische Steuerung

Leitzinsveränderungen wirken sich auch auf die Außenwerte einer Währung aus: ein hoher Leitzins führt zu einem Anstieg des Wechselkurses, verschlechtert aber auch die Lage für den Export. Eine harte Währung geht wiederum Hand in Hand mit einem niedrigen Leitzins.

Orientierungsfunktion

Jede Veränderung der Leitzinsen ist ein Signal für die Volkswirtschaft, worauf Investoren und Verbraucher und vor allem die Börsen dementsprechend reagieren. Leitzinssenkungen führen oft zu sofortigen Aktienkurssteigerungen, eine Erhöhung des Leitzinses zu Kursstürzen.

Einfluss auf Wirtschaftswachstum und Arbeitslosenquote

Günstige Kredite und sogenanntes billiges Geld, das mit einem niedrigen Leitzins einhergeht, ermuntert Investoren und Verbraucher. Diese tätigen mehr Investitionen auf Kredit oder kaufen mehr Aktien und fördern dadurch das Wirtschaftswachstum, was zugleich eine Senkung der Arbeitslosenquote mit sich bringt.